Wenn du mit dem Gedanken spielst, nach Spanien auszuwandern, wirst du früher oder später mit dem Thema Krankenversicherung konfrontiert – so ging es auch mir. Ende 2022 habe ich beschlossen, mich als Beamtin beurlauben zu lassen und mich in der Sonne Spaniens niederzulassen. Ich habe mich damals für eine private Krankenversicherung entschlossen. In diesem Beitrag erkläre ich dir meine Gründe für die Entscheidung und gebe dir einen Überblick über die beiden Systeme – das öffentliche und das private – damit du die für dich passende Lösung findest.
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Kann ich meine deutsche Krankenversicherung in Spanien nutzen?
Grundsätzlich besteht in der EU durch die europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) Anspruch auf alle medizinischen Leistungen, die während der Reise notwendig werden und nicht bis zur Rückkehr ins Heimatland aufgeschoben werden können.
Wenn du nur vorübergehend in Spanien leben möchtest
Bei längerem Urlaub, Aufenthalt als digitaler Nomade, Student oder in einem Sabbatical kannst du also im Rahmen des Sozialversicherungsabkommens gesetzlich in Deutschland versichert bleiben.
Bezahlt werden aber nur die Leistungen, die auch in Deutschland von der Krankenkasse übernommen würden. Somit sind Behandlungen von Privatärzten oder privaten Kliniken zum Beispiel ausgeschlossen. Klär also unbedingt vor der Behandlung ab, ob über die EHIC abgerechnet werden kann. Außerdem sind geplante Behandlungen sowie Notfallrettungen und ein Rücktransport nach Deutschland ausgeschlossen. Und – es können zusätzlich Bearbeitungsgebühren abgezogen werden.
Informiere dich vor dem Aufenthalt auf jeden Fall bei deiner Krankenkasse über deine Versicherungsbedingungen. Und überlege, ob du zusätzlich eine Auslandskrankenversicherung abschließen möchtest, um Versicherungslücken zu schließen.
Wenn du nach Spanien auswandern willst
Wenn du deinen Lebensmittelpunkt dauerhaft nach Spanien verlegst, solltest du deine deutsche Krankenversicherung kündigen und dich in das spanische Gesundheitssystem – öffentlich oder privat – integrieren. Mit Vorlage deiner Abmeldebescheinigung aus Deutschland hast du in der Regel ein Sonderkündigungsrecht bei deiner deutschen Krankenversicherung.
Das System der Krankenversicherung in Spanien – öffentlich und privat
Es gibt zwei Hauptformen der Krankenversicherung in Spanien: das öffentliche Gesundheitssystem (sanidad pública) und die private Krankenversicherung (seguro médico privado). Wer in das öffentliche System einbezahlt – zum Beispiel durch eine Anstellung, als Selbstständige oder über Rentenansprüche – ist automatisch in der spanischen Sozialversicherung, der „Seguridad Social„, versichert. Dieses System ist steuerfinanziert und deckt alle medizinisch notwendigen Leistungen ab.
Hast du als Auswanderer (noch) keinen Job in Spanien, kannst du eine private Krankenversicherung abschließen. Diese Variante ist in Spanien deutlich günstiger als in Deutschland und bietet viele Vorteile wie kürzere Wartezeiten und mehr Komfort. Daher eignet sie sich auch gut als Ergänzung, wenn du bereits öffentlich abgesichert bist. Manche Arbeitsgeber bieten ihren Beschäftigten auch die Möglichkeit eine vergünstigte private Krankenversicherung über das Modell der „Retribución flexible“ abzuschließen. Kurz zusammengefasst handelt es sich um eine Sachleistung, die steuerlich begünstigt wird und dein Bruttogehalt reduziert – das macht die Versicherung unterm Strich günstiger.
Alternativ besteht für dauerhaft in Spanien lebende Personen ohne Erwerbstätigkeit die Möglichkeit, sich freiwillig über das „Convenio Especial“ gesetzlich zu versichern. Hier zahlst du einen monatlichen Beitrag, um Zugang zum staatlichen Gesundheitssystem zu erhalten.
Was du für die Krankenversicherung in Spanien brauchst
Öffentliche Gesundheitsversorgung – Sanidad Pública
Wenn du erstmalig im öffentliche System aufgenommen werden möchtest, musst du zunächst mit dem Antragsformular „Modelo TA1“ und deinem Arbeitsvertrag oder der Bescheinigung der Selbstständigkeit eine Sozialversicherungsnummer, die „Número de la Seguridad Social (NUSS)“ beantragen. Wenn du das digitale Authentifizierungsverfahren „Cl@ve“ bereits freigeschaltet hast, kannst du diese online über die Website der Tesorería General de la Seguridad Social (TGSS) beantragen. Ansonsten ist Beantragung auch in einem Büro der Seguridad Social möglich. Sobald du aktiv Beiträge zahlst, wird die Sozialversicherungsnummer („NUSS) dann in eine Mitgliedsnummer („Numero de afiliación“ = NAF) umgewandelt.
- Bei Aufnahme einer abhängigen Beschäftigung sollte die Beantragung der Sozialversicherungsnummer im Normalfall dein Arbeitgeber für dich erledigen.
- Wenn du selbstständig bist beziehungsweise sein willst, musst du dich selbst bei der Seguridad Social anmelden.
Die SIP-Karte – dein Schlüssel zum öffentlichen Gesundheitssystem
Wenn du über das öffentliche System versichert bist, bekommst du kostenlos die sogenannte SIP-Karte (Tarjeta Sanitaria) ausgestellt. Das ist deine persönliche Gesundheitskarte für das staatliche System und gleichzeitig dein „Eintrittsticket“ in alle staatlichen Gesundheitszentren, Krankenhäuser und Apotheken.
Die SIP-Karte beantragst du nach Erhalt der Sozialversicherungsnummer online über die Sede Electronica der Seguridad Social (mit Cl@ve) oder persönlich im zuständigen Centro de Salud (dem öffentlichen Gesundheitszentrum) in deinem Wohnort. Du brauchst dazu:
- deine NIE und Ausweisdokument
- die Meldebescheinigung (empadronamiento)
- der Nachweis über deine Sozialversicherung (zum Beispiel durch Arbeitsvertrag, Bestätigung der Selbstständigkeit oder den Convenio Especial)
Mit Ausstellung der SIP-Karte wird dir automatisch ein Hausarzt (médico de familia) zugewiesen – dessen Name sowie dein zuständiges Gesundheitszuentrum stehen auch direkt auf der Karte. Zudem werden alle ärztlichen Verordnungen und Rezepte digital über die Karte verwaltet.
Abschluss einer privaten Krankenversicherung – Seguro Médico Privado
Bei privaten Versicherungen sind die Formalitäten einfacher: Du benötigst einem gültigen Ausweis und soweit schon vorhanden deine NIE. Zudem muss im Normalfall ein Gesundheitsfragebogen (ohne ärztliche Untersuchung) ausgefüllt werden.
Einige Anbieter haben eine Altersgrenze, sodass es je nach Tarif mit höherem Alter oder Vorerkrankungen schwieriger werden kann eine private Krankenversicherung zu finden. Grundsätzlich kann sich aber jeder, unabhängig von Einkommen oder Beruf, privat versichern.
Wenn du die Versicherung für die Residencia brauchst, musst du unbedingt auf folgende Kriterien achten:
- Keine Selbstbeteiligung (sin copago)
- Keine Karenzzeit (sin carencias)
- Voller Leistungsumfang – vergleichbar mit dem öffentlichen System
Was kostet die Krankenversicherung in Spanien?
Die öffentliche Krankenversicherung ist einkommensabhängig
- Angestellte zahlen ihre Sozialversicherungsbeiträge automatisch über den Lohn.
- Selbstständige zahlen feste Beiträge je nach Einkommen – diese beginnen bei einem Einkommen von unter 670€ mit circa 200€ pro Monat. Für neue Selbstständige mit (noch) geringem Einkommen kann man im ersten Jahr eine vergünstigte Einsteigerregelung, die „Tarifa Plana“, in Anspruch nehmen und zahlt dadurch nur einen reduzierten Betrag von 80€ pro Monat. Leider gibt es in Spanien das Model des Kleingewerbes nicht. Das heißt, wenn du neben einer abhängigen Beschäftigung mit deinem Gewerbe starten willst und noch kein oder wenig Einkommen hast, musst du dennoch mindestens die 80€ Sozialversicherungsbeitrag pro Monat zahlen, obwohl du ja auch über deinen Hauptjob versichert bist!
- Das Concenio Especial ist abhängig vom Alter und kostet unter 65 Jahren 60 Euro und über 65 Jahren 157 Euro pro Monat
Behandlungen sind grundsätzlich kostenlos. Für Medikamente wird eine einkommensabhängige Zuzahlung fällig. Zahnbehandlungen sind in der Regel nicht inkludiert und müssen privat gezahlt werden.
Die private Krankenversicherung beginnt ab etwa 30 – 50 Euro monatlich.
Der Versicherungsbeitrag berechnet sich nach Alter, Vorerkrankungen und gewünschten Leistungen. Es gibt viele verschiedene Anbieter – ein Vergleich lohnt sich. Bei den für die Residencia benötigten Kriterien (ohne Zuzahlung, ohne Karenzzeit, Abdeckung aller Risiken) und einem eher jüngeren Alter liegt ein realistischer Monatsbetrag eher bei 60 – 80 Euro. Ich selbst zahle in diesem Rahmen – im Vergleich zu den deutschen Tarifen wirklich ein Unterschied! Beiträge können aber auch bis zu 150 – 200 Euro pro Monat erreichen.
Zusatzkosten entstehen vor allem bei Medikamenten, denn im privaten System werden diese in der Regel nicht bezuschusst – du zahlst sie also komplett selbst. Bei meiner Versicherung sind zumindest die zahnärztliche Prophylaxe und die Zahnreinigung inklusive. Für eine Kariesentfernung musste ich allerdings rund 50 Euro zahlen. Der reguläre Preis hätte bei etwas 70 bis 80 Euro gelegen. Mir war auch wichtig, dass ich im Ausland (zum Beispiel bei Heimatbesuchen in Deutschland) medizinisch abgesichert bin. Das ist bei vielen privaten Anbietern grundsätzlich möglich, allerdings werden im Regelfall nur akute Notfälle übernommen, keine geplanten Behandlungen .
Mein Partner hat bereits zweimal über seinen Arbeitgeber eine private Krankenversicherung im Rahmen der „retribución flexible“ abgeschlossen und beide Male nur rund 45 Euro im Monat gezahlt. Als Ergänzung zur öffentlichen Versorgung ist das wirklich ideal.
Warum habe ich mich für eine private Krankenversicherung entschieden?
Am Anfang meiner Auswanderung hatte ich weder Job noch Anspruch auf die Seguridad Social – also blieb mir nur die private Versicherung. Dazu kam: Ich hatte mich ohne Bezüge von meinem Beamtenverhältnis beurlauben lassen. Um auch meine private deutsche Krankenversicherung ruhend zu stellen, wurde von mir ein Nachweis über eine Anschlussversicherung verlangt. Die SIP-Karte reicht in solche Fällen nicht aus.
Ich wusste damals noch nichts vom Convenio especial, der frewillige Aufnahme in das öffentliche Gesundheitssystem, aber ehrlich gesagt hätte ich mich heute auch nicht anders entschieden. Denn für die 60 Euro pro Monat wähle ich lieber die Vorteile der privaten Krankenversicherung, die ich dir im nächsten Abschnitt einmal aufzeigen möchte.
Heute habe ich übrigens eine sozialversicherungspflichtige Arbeit – und bin dadurch auch öffentlich versichert. Ich nutze aber beide Systeme parallel, weil mich der Service der privaten Kliniken überzeugt hat.
Öffentliche oder private Versicherung – ein Vergleich
✅ Private Krankenversicherung – Vorteile
- Ich bekomme super schnell Termine, auch bei Fachärzten.
- Bei jedem Termin kann ich mir meinen Arzt selber aussuchen.
- Laboruntersuchungen, wie Blutanalysen, werden ohne viel Diskussion gemacht.
- In den privaten Gesundheitszentren wird mehr Wert auf Sprachkompetenz bei den Ärzten gelegt. Zumindest Englisch ist eigentlich immer als Alternative möglich.
- Zahnbehandlungen sind (je nach vereinbarter Leistung) inkludiert.
- Die Kliniken sind modern, dadurch haben die medizinischen Leistungen eine bessere Qualität.
- Bequeme Apps zur Terminbuchung.
❌ Private Krankenversicherung – Nachteile
- Medikamente muss man komplett selbst zahlen.
- Wenn du einmal für die Arbeit krankgeschrieben werden musst, brauchst du unbedingt einen Arzt aus dem öffentlichen System. Denn nur die Seguridad Social darf die sogenannte „baja“ ausstellen. Falls du für die Erkrankung privat behandelt werden willst, musst du trotzdem noch das öffentliche Gesundheitszentrum besuchen. Das kann dann schon sehr anstrengend sein, schließlich bist du ja krank.
- Zu guter Letzt sind natürlich die monatlichen Kosten ein großer Nachteil der privaten Versicherung
✅ Öffentliche Krankenversicherung – Vorteile
- Spaniens Gesundheitssystem gilt als eines der besten und modernsten Europas.
- Die Grundversorgung, Behandlung in staatlichen Krankenhäusern und die Vorsorge sind kostenfrei.
- Bei Medikamenten wird nur eine Zuzahlung fällig.
- Familienangehörige (Ehepartner und Kinder) haben als Mitversicherte ebenfalls einen Anspruch auf medizinische Versorgung
❌ Öffentliche Krankenversicherung – Nachteile
- Es bestehen sehr lange Wartezeiten (vor allem bei Fachärzten) – nicht nur für den Termin selbst, sondern auch direkt vor Ort im Wartezimmer.
- Man bekommt einen festen Hausarzt/-ärztin zugewiesen. Mit meiner zugewiesenen Ärztin habe ich leider sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Man kann den Arzt wohl aber mit etwas Aufwand wechseln. Da ich in erster Linie die privaten Kliniken nutze, habe ich das noch nicht probiert.
- Wer noch nicht ausreichend Spanisch spricht, sollte einen Dolmetscher mitnehmen.
- Zahnärzte sind grundsätzlich Privatärzte, daher müssen Zahnarztbehandlungen auch selbst bezahlt werden. (Wenn man aus Deutschland kommt eigentlich unvorstellbar oder?). Auch Spezialisten müssen unter Umständen aus der eigenen Tasche gezahlt werden.
Mein Fazit & Tipp für dich
Was heißt das nun konkret für dich? Überlege dir vor deinem Umzug, ob du in Spanien arbeiten wirst oder nicht. Davon hängt vieles ab.
👉 Wenn du einen Job hast oder bald anfängst, wirst du in die öffentliche Krankenversicherung in Spanien aufgenommen – und das ist auf Dauer auch die sinnvollste Lösung. Wenn dir Komfort und kurze Wartezeiten wichtig sind könntest du als Ergänzung eine private Versicherung abschließen.
👉 Ohne Job empfehle ich dir: Vergleiche die Monatsbeiträge und Leistungen der verschiedenen Anbieter der privaten Versicherung und wäge ab, ob sich diese oder doch die freiwillige Aufnahme in die Seguridad Social für dich lohnen sollte. Achte bei privaten Verträgen auf vollständige Abdeckung ohne Karenzzeit oder Selbstbeteiligung, wenn du die Versicherung für die Residencia brauchst.
👉 Für einen eher kürzeren Aufenthalt oder eine Übergangszeit bist du auch über die europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) + gegebenenfalls Auslandskrankenversicherung abgesichert
Ich hoffe, dieser Erfahrungsbericht hilft dir weiter! Falls du Fragen hast oder selbst Erfahrungen teilen möchtest, schreib es gerne in die Kommentare.
¡Buena suerte mit deinem Spanien-Abenteuer! 🌞
Beitragsbild von senivpetro auf Freepik
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